Folgend werden die persönlichen Erfahrungen und Meinungen eines unserer Mitglieder von Viamor.de wiedergegeben...
Die LGBTQ Community ist ja nichts Neues, auch wenn sie als solche vor Jahrzehnten noch nicht so konkret definiert war. Doch die Gemeinschaft von Schwulen, Lesben, Transgendern und Bisexuellen war auch vor Jahrzehnten bereits sehr stark.
Die LGBTQ Community wurde zu jenen Zeiten jedoch ausschließlich von Schwulen, Lesben und eben direkt angehörigen und betroffenen dieser Community unterstützt. Heute aber setzen sich auch viele Heterosexuelle aller Altersgruppen und sozialen Schichten für die LGBTQ Community ein. Musik und Sänger und Sängerinnen aus der LGBTQ Community sind plötzlich absolut modern und angesagt, wo vor Jahren diese Musik von Heteros nur heimlich gehört wurde. Die Gesellschaft ist einfach viel offener geworden. Zudem wird es allen viel einfacher gemacht, auch für die LGBTQ Community ein Statement zu setzen. Dafür ist unter anderem auch die Regenbogen-Flagge mit verantwortlich. Ein Regenbogen ist etwas Schönes. Niemand schreibt es sich beim Posten eines Regenbogens direkt auf die Fahne, die LGBTQ Community zu unterstützen und doch wissen sofort alle bescheid. Der farbenfrohe, lebenslustige Regenbogen, der die zahlreichen Facetten der LGBTQ Community verkörpern soll, hat uns allen somit einen riesen Gefallen getan.
Wie wichtig ist die LGBTQ Community tatsächlich?
Für Heteros, Normalos oder wie immer man normalsterblich Liebende nennen möchte, ist es aufregend und spannend, ab und an Teil der LGBTQ Community zu sein. Eine Pride Parade macht Spaß und alle tanzen, singen und lachen bunt um die Wette.
Auf Veranstaltungen der LGBTQ Community herrscht immer eine ganz besondere Stimmung. Auch wenn in gewisser Weise alles ein wenig over the top ist, so sind die Freude, der Stolz und auch die verbindende Liebe ebenfalls immer sehr stark und ehrlich spürbar.
Viele Heteros sehen das Unterstützen der sogenannten Randgruppen häufig als eine Art Sammeln von Karma-Punkten. Sie wollen Gutes tun und auch gleichzeitig unterstreichen, wie aufgeschlossen und liberal sie sind. Aus welchen Ambitionen heraus sie die LGBTQ Community auch unterstützen, wichtig ist, dass diese Gemeinschaft einen immer stärkeren Rückhalt bekommt und immer mehr und besser in allen Aspekten des normalen Alltags akzeptiert wird.
Für Lesben, Schwule, Bisexuelle, Transgender und Queer People kann die LGBTQ Community jedoch oft lebensrettend sein. Viele von uns haben auch in der heutigen Zeit in der eigenen Familie und im Freundeskreis noch keinen Rückhalt. Manche werden immer noch regelrecht ausgegrenzt und einige haben daher Hemmungen, ihr wahres Ich im Alltag zu zeigen. Innerhalb der LGBTQ Community aber kann jeder sein, so wie er möchte. Hier gibt es keine Vorurteile und auch keine Frage nach dem Warum. Ich würde sogar so weit gehen und behaupten, dass die LGBTQ Community dazu beigetragen hat, dass es innerhalb der Schwulen- Lesben und Co Gemeinschaft immer weniger Suizide gibt.
Es ist tatsächlich so, dass viele anders Liebende mit dieser Last in der Vergangenheit nicht fertig wurden und freiwillig aus dem leben schieden. Von vielen wusste bis zu diesem Zeitpunkt niemand, dass sie gay, lesbian oder bisexuell waren. Vor allem in der Transgender Szene gab es früher immens viele Selbstmorde und auch die Zahl derer, die sich selbst verletzten, war enorm hoch. Manche finden hier auch zum ersten Mal Freunde und Gleichgesinnte, mit welchen sie offen und ehrlich über alles sprechen können. Daher ist die LGBTQ Community nicht nur super für außergewöhnliche Veranstaltungen, sondern ein tolles Netz und doppelter Boden für uns alle.
Welche Ziele hat die LGBTQ Community?
Im Großen steht die LGBTQ Community natürlich für unsere Rechte ein. Hier stehen ganz oben Dinge wie die Möglichkeit in allen Ländern anerkannt heiraten zu können oder Kinder adoptieren zu dürfen an oberster Stelle. Ganz wichtig ist auch, dass unsere Gemeinschaft gegen Diskriminierung kämpft und dabei helfen will, dass sich gewisse Menschen von uns anderen nicht mehr getriggert fühlen. Es ist so erschreckend, mit wie viel Gewalt manche homophoben Menschen uns entgegen kommen.
Es ist unglaublich und auch nicht zu verstehen, wie so viel Hass entstehen kann. Ich werde es auch nie kapieren, warum manche ihren Frust und ihre Abneigung demonstrieren müssen, indem sie absolut Fremde körperlich und psychisch stark verletzen, ohne diese auch wirklich zu kennen. Die LGBTQ Community setzt sich dafür ein, dass über diese Missstände aufgeklärt wird und dass Opfer dieser Gewalt auch eine Anlaufstation haben.
LGBTQ Community - Aufklärung, Kampf, Spaß und Unterstützung
Es ist erschreckend, dass die Hälfte aller sexuell anders orientierten bereits einmal mit schwerer Diskriminierung, Gewalt und Mobbing in Kontakt gekommen ist. Ich selbst gehöre zu der glücklichen Gruppe, die nie angegriffen wurde und keinerlei körperliche oder psychische Gewalt erfahren musste. Sicher, blöde Sprüche bleiben auch mir nicht erspart, aber damit kann ich leben und muss sogar darüber lachen. Inmitten der Community erfahren manche das erste Mal das Gefühl von Gemeinschaft und dürfen sich endlich wo dazugehörig fühlen. Hier erhalten sie Unterstützung, Rat und profitieren von der Erfahrung anderer. Die LGBTQ Community ist ein Platz der Sicherheit und zum Wohlfühlen.
In letzter Zeit lässt sich beobachten, dass sich auch heterosexuelle in diesem Umfeld sehr wohl fühlen. Sie genießen es, bei Veranstaltungen mit uns zu feiern und sind begeistert wenn sie sehen, wie ungezwungen, locker und tolerant es zugehen kann. Man erkennt hier aber ganz genau, wer sich das erste Mal auf diesen Veranstaltungen tummelt und wer sich besonders bemüht, auch dazu zu gehören. Viele Heteros zum Beispiel haben ein Problem, uns zu benennen. Durch die ganzen neuen Bezeichnungen und die Gender-Gesellschaft wird alles teilweise noch unkomplizierter und viele haben Sorgen, dass sie jemanden falsch bezeichnen und damit beleidigen könnten.
Auch hier ist die LGBTQ Community hilfreich und Heteros verlieren dadurch ihre Berührungsängste. Sie erkennen, dass es nicht so schlimm ist, wenn jemand einmal falsch bezeichnet wird. In unserer Gemeinschaft erkennen sie, dass es nicht so schlimm ist, wenn sich Worte wie Transe in die Unterhaltung einschleichen. Bezeichnen sich doch auch in unserer Community gute Freunde liebevoll ebenfalls spaßhalber als Schwuchtel oder Tunte. Natürlich sollte sich dies im normalen Sprachgebrauch nicht einbürgern, es ist aber kein Beinbruch, wenn diese Bezeichnungen passieren, und dabei nicht abwertend gemeint sind.
Für viele aus unseren Kreisen sind Veranstaltungen innerhalb der LGBTQ Community auch so wichtig, weil wir hier mit Gleichgesinnten von nah und fern zusammenkommen. Viele freuen sich schon monatelang auf diese Paraden und Feste, sind diese doch quasi auch unsere heimliche Partnersuch-Plattform. Tatsächlich ist es so, dass viele von uns auf diesen LGBTQ Veranstaltungen die Liebe fürs Leben gefunden haben. Es ist immer noch einfacher für uns, in dieser geschützten Atmosphäre jemanden zu finden, der ganz offensichtlich auch dieselbe Einstellung hat.